the 20 cent „paperfuge“ – Biohacking ist ein Kinderspiel

Das Jahr 2017 fängt schon cool an. Im Jänner machte ein Video einen viralen Rundgang durch die Science-Szene und preiste eine „centrifuge for 20 cent“an….ich so, whaaaat? Was ich anfangs für einen Hoax hielt stellte sich als eine ziemlich geniale Idee heraus.

Wer von euch kennt das Kinderspiel wo man mit einem Knopf und einer Schnurr mit bisschen Geschick zum Surren brachte? Ich weiß noch, dass ich es im Kindergarten mal probiert habe und auch meine Großeltern noch mit diesem Spiel aufgewachsen sind,…man brauchte immerhin nur einen Knopf und ein Stück Faden. Man hält die Schnurr an beiden Enden mit den Händen fest während sich in der Mitte der Knopf drehte, sofern man im richtigen Moment an den Enden zieht.

Bioengineers aus Stanford haben dieses Kinderspiel weiterentwickelt und daraus die „Paperfuge“ gebastelt. Ein Hand betriebenes Gerät mit einer Scheibe anstatt dem Knopf, welches Leistungen von 120.000 rpm (rounds per minutes) schafft,…die übliche Tischzentrifuge im Labor schafft 14.000 rpm.

 

Wahnsinn, eine tolle Idee, denn viele schnelle Analysen über Infektionskrankheiten benötigen Zentrifugen als Arbeitsschritte, wie z.B. die Trennung von roten Blutkörper und Serum. Aber was tun, wenn man weder Strom noch die passende Ausrüstung dafür besitzt? Diese Pagerfuge könnte dafür die Lösung sein.

 

Welche weiteren Einsatzmöglichkeiten, außer Blutproben, diese revolutionäre Erfindung noch hat möchten wir im OLGA heraus finden und haben uns selber dieses Gerät gebastelt.

pagefuge

 

 

Erste Versuche mit einer Bakterien Zellsuspension sind vielversprechend. Nach ca. 5 Minuten „spielen“ wurden die Zellen am Boden eines 0,2 mL Reaktionsgefäßes pelletiert.

cell pellete

Neben unterschiedlichen Modellen, Formen und Größen kann man noch das zu zentrifugierende Volumen als auch die Art der Probe versuchen zu variieren,…es gibt also noch viel auszuprobieren. Im Labor haben wir viele Arbeiten, welche Zentrifugationsschritte benötigen (DNA-Isolierung, Proteingewinnung, schlichte Abtrennung von Zellen aus Lösungen, usw.) und ich kann mir gut vorstellen, dass, wenn die Paperfuge sich experimentell als qualitative Alternative zur üblichen Tischzentrifuge heraus stellt, dies für viele Analysen-Labore in Entwicklungsländern eine günstige, Strom-unabhängige und schnelle Hilfe darstellen kann. Das Potenzial ist hoch, genau wie die Motivation :D