Etwas „grünes“ zeigt sich im Schaufenster vor’m r3. Was hat es mit diesem „eye-catcher“ wohl auf sich?
Viele, die mich kennen, wissen, dass ich ein Freund von Kräutern bin. Sowohl im botanischen Sinne, als auch in der Küche in Form von Gewürzen und Tees. Umso mehr freute ich mich über ein Geschenk meines Vaters, der mir ein ungebundenes Buch seines Großvaters zukommen lies. Dieses Werk mit dem Titel „Heimische Kräuter und Pilze, eine reizende Bildersammlung“ (gewidmet einer namenhaften Feigenkaffee-Fabrik in Wien) ist wahrscheinlich zu Beginn des 20. Jhd. entstanden, im Buch sind leider keine Datumsangaben zu finden und im Internet finden sich neue Auflagen um 1925 herum.
Die vergilbten Seiten sind schon etwas brüchig, dennoch waren die Hand gemalten Abbildungen und der dazu gehörige Text in altdeutscher Schrift noch gut zu erkennen. Es ist äußerst interessant zu lesen (Altdeutsch ist nicht so schwer wie es anfangs aussieht ;) ), wie in damaligen Zeiten das Wissen in schriftlicher Form zusammengefasst und niedergeschrieben wurde, auch wenn es sich aus heutiger Sicht nicht um besonders detaillierte oder umfangreiche Arbeiten handelte. Auch sei der Wahrheitsgrad dieser „Fakten“ anzuzweifeln, aber dies sei natürlich bei sämtlichen historischen Wissen der Fall.
Doch geht auch dieses Wissen aus einer Reihe wissenschaftlicher Richtlinien hervor. Die binäre Nomenklatur in Latein, welche vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné seit dem 18. Jhd. eingeführt wurde, ist ein wichtiges Prinzip und die Grundlage der botanischen (und zoologischen) Taxonomie und weiters der Systematik. Dadurch sind Untersuchungsobjekte für ForscherInnen eindeutig deklariert. Auch sind die Beschreibungen der diverser Erkennungsmerkmale und Eigenschaften dieser Pflanzen für die Wissenschaft ein wichtiges Gut, und wer würde heute noch wissen, dass Gänseblümchen weiße Blätter haben, wenn es nicht jemand mal so beschrieben hätte?
Gerne schmunzel ich über die „mögliche medizinische und pharmazeutische Wirkung“, die manchen Pflanzen her aufgrund empirischer Erfahrung, aber auch wegen vorhandenen Aberglauben, nachgesagt wurden. DASS viele Kräuter, Wurzeln oder Blüten (oder Pflanzen allgemein) gewisse Auswirkungen auf tierische Körper haben war schon damals nicht zu leugnen, allerdings haben sich die wissenschaftlichen Disziplinen, deren Untersuchungsmethoden und die daraus resultierenden Erkenntnisse stark verändert.
Um diesen historischen Schatz, dieses Wissen und die Vorstellungen damaliger KräuterliebhaberInnen auch noch für weitere Generationen zu bewahren, habe ich die Seiten mit der uns heute zugänglichen Technologie „konserviert“ —> üblicher Scanner und digital abgespeichert :P ), denn auch Bio-/Hacker sollten den Wert auf die Wissensvermittlung (open source/ open acces) legen, damit Andere von unseren Erkenntnissen profitieren können. Die mit Fakten argumentierte Dokumentation ist fundamental für die Erhaltung der Wissenschaft.
Und wer weiß, vielleicht hängen im Jahre 2500 auch ein paar Seiten über „Linux, leicht gemacht“ in Schaufenstern von Future-Hackerspaces und wundern sich über diese „antiken Programmiermethoden“ ;)