Maker Faire Vienna 2017

Die MakerFaire Vienna 2017 #mfv17 ist vorbei, doch die Nächste kommt bestimmt.

Für uns war es die erste MakerFaire auf der wir als Hacker-/Maker-space als Aussteller vertreten waren.
Dafür tackteten wir auch mit einem 3 Tische-Stand gleich am Anfang der Stiege sowie einem einstündigen Programmierworkshop auf.
Toll dabei war also nicht nur das Gespräch mit all den anderen teilweise angenehm gleich verrückten Ausstellern.
Was wir besonders geschätzt haben, waren die Besucher welche sich mit leuchtenden Augen für unsere Projekte und Hacks interessiert haben.
All die Interessierten die mehr über DIY Technik und das Einfach-Selber-Machen wissen wollten und denen wir auch allerhand interessantes erzählen durften.

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Knowledge of the past meets the future

Etwas „grünes“ zeigt sich im Schaufenster vor’m r3. Was hat es mit diesem „eye-catcher“ wohl auf sich?

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Viele, die mich kennen, wissen, dass ich ein Freund von Kräutern bin. Sowohl im botanischen Sinne, als auch in der Küche in Form von Gewürzen und Tees. Umso mehr freute ich mich über ein Geschenk meines Vaters, der mir ein ungebundenes Buch seines Großvaters zukommen lies. Dieses Werk mit dem Titel „Heimische Kräuter und Pilze, eine reizende Bildersammlung“ (gewidmet einer namenhaften Feigenkaffee-Fabrik in Wien) ist wahrscheinlich zu Beginn des 20. Jhd. entstanden, im Buch sind leider keine Datumsangaben zu finden und im Internet finden sich neue Auflagen um 1925 herum.
Die vergilbten Seiten sind schon etwas brüchig, dennoch waren die Hand gemalten Abbildungen und der dazu gehörige Text in altdeutscher Schrift noch gut zu erkennen. Es ist äußerst interessant zu lesen (Altdeutsch ist nicht so schwer wie es anfangs aussieht ;) ), wie in damaligen Zeiten das Wissen in schriftlicher Form zusammengefasst und niedergeschrieben wurde, auch wenn es sich aus heutiger Sicht nicht um besonders detaillierte oder umfangreiche Arbeiten handelte. Auch sei der Wahrheitsgrad dieser „Fakten“ anzuzweifeln, aber dies sei natürlich bei sämtlichen historischen Wissen der Fall.

Doch geht auch dieses Wissen aus einer Reihe wissenschaftlicher Richtlinien hervor. Die binäre Nomenklatur in Latein, welche vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné seit dem 18. Jhd. eingeführt wurde, ist ein wichtiges Prinzip und die Grundlage der botanischen (und zoologischen) Taxonomie und weiters der Systematik. Dadurch sind Untersuchungsobjekte für ForscherInnen eindeutig deklariert. Auch sind die Beschreibungen der diverser Erkennungsmerkmale und Eigenschaften dieser Pflanzen für die Wissenschaft ein wichtiges Gut, und wer würde heute noch wissen, dass Gänseblümchen weiße Blätter haben, wenn es nicht jemand mal so beschrieben hätte?

Gerne schmunzel ich über die „mögliche medizinische und pharmazeutische Wirkung“, die manchen Pflanzen her aufgrund empirischer Erfahrung, aber auch wegen vorhandenen Aberglauben, nachgesagt wurden. DASS viele Kräuter, Wurzeln oder Blüten (oder Pflanzen allgemein) gewisse Auswirkungen auf tierische Körper haben war schon damals nicht zu leugnen, allerdings haben sich die wissenschaftlichen Disziplinen, deren Untersuchungsmethoden und die daraus resultierenden Erkenntnisse stark verändert.
dav

Um diesen historischen Schatz, dieses Wissen und die Vorstellungen damaliger KräuterliebhaberInnen auch noch für weitere Generationen zu bewahren, habe ich die Seiten mit der uns heute zugänglichen Technologie „konserviert“ —> üblicher Scanner und digital abgespeichert :P ), denn auch Bio-/Hacker sollten den Wert auf die Wissensvermittlung (open source/ open acces) legen, damit Andere von unseren Erkenntnissen profitieren können. Die mit Fakten argumentierte Dokumentation ist fundamental für die Erhaltung der Wissenschaft.

Und wer weiß, vielleicht hängen im Jahre 2500 auch ein paar Seiten über „Linux, leicht gemacht“ in Schaufenstern von Future-Hackerspaces und wundern sich über diese „antiken Programmiermethoden“ ;)

the 20 cent „paperfuge“ – Biohacking ist ein Kinderspiel

Das Jahr 2017 fängt schon cool an. Im Jänner machte ein Video einen viralen Rundgang durch die Science-Szene und preiste eine „centrifuge for 20 cent“an….ich so, whaaaat? Was ich anfangs für einen Hoax hielt stellte sich als eine ziemlich geniale Idee heraus.

Wer von euch kennt das Kinderspiel wo man mit einem Knopf und einer Schnurr mit bisschen Geschick zum Surren brachte? Ich weiß noch, dass ich es im Kindergarten mal probiert habe und auch meine Großeltern noch mit diesem Spiel aufgewachsen sind,…man brauchte immerhin nur einen Knopf und ein Stück Faden. Man hält die Schnurr an beiden Enden mit den Händen fest während sich in der Mitte der Knopf drehte, sofern man im richtigen Moment an den Enden zieht.

Bioengineers aus Stanford haben dieses Kinderspiel weiterentwickelt und daraus die „Paperfuge“ gebastelt. Ein Hand betriebenes Gerät mit einer Scheibe anstatt dem Knopf, welches Leistungen von 120.000 rpm (rounds per minutes) schafft,…die übliche Tischzentrifuge im Labor schafft 14.000 rpm.

 

Wahnsinn, eine tolle Idee, denn viele schnelle Analysen über Infektionskrankheiten benötigen Zentrifugen als Arbeitsschritte, wie z.B. die Trennung von roten Blutkörper und Serum. Aber was tun, wenn man weder Strom noch die passende Ausrüstung dafür besitzt? Diese Pagerfuge könnte dafür die Lösung sein.

 

Welche weiteren Einsatzmöglichkeiten, außer Blutproben, diese revolutionäre Erfindung noch hat möchten wir im OLGA heraus finden und haben uns selber dieses Gerät gebastelt.

pagefuge

 

 

Erste Versuche mit einer Bakterien Zellsuspension sind vielversprechend. Nach ca. 5 Minuten „spielen“ wurden die Zellen am Boden eines 0,2 mL Reaktionsgefäßes pelletiert.

cell pellete

Neben unterschiedlichen Modellen, Formen und Größen kann man noch das zu zentrifugierende Volumen als auch die Art der Probe versuchen zu variieren,…es gibt also noch viel auszuprobieren. Im Labor haben wir viele Arbeiten, welche Zentrifugationsschritte benötigen (DNA-Isolierung, Proteingewinnung, schlichte Abtrennung von Zellen aus Lösungen, usw.) und ich kann mir gut vorstellen, dass, wenn die Paperfuge sich experimentell als qualitative Alternative zur üblichen Tischzentrifuge heraus stellt, dies für viele Analysen-Labore in Entwicklungsländern eine günstige, Strom-unabhängige und schnelle Hilfe darstellen kann. Das Potenzial ist hoch, genau wie die Motivation :D